in der Malerei von Söntke Campen
Die Absicht
Die Absicht gleicht einem ungezähmten Pferd. Sie möchte die Hürde des Zweifels überspringen, scheut jedoch den Sprung. So bleibt die Absicht zunächst Vorsatz, Plan und abstrakte Idee. Mit dem ersten Pinselstrich, mit dem Einstieg in den kreativen Akt, erwächst dem Künstler das Wahrnehmbare, das Fassbare, das Sichtbare. Linien, Flächen und Farben entführen die bloße Vorstellung auf die Sphären der Leinwand. Orientiert an seiner Absicht entwickelt der Künstler die Komposition und gibt seiner abstrakten Idee die äußere Form des Bildes. Der Sprung ist getan, das Pferd ist gezähmt.
Der Zufall
Indem die Absicht die Hürde des Zweifels übersprungen hat, bahnt sich der Zufall seinen Weg. Jenseits aller klassischen Lehren von Farbe, Zentralperspektive oder goldenem Schnitt, löst der Künstler die Zügel der Absicht und befreit sein künstlerisches Schaffen von allen Regeln der Kunst. Im kreativen Parforceritt fallen ihm unvorhersehbare und überraschende Symbole, Formen und Farbeffekte zu. Unter Einfluss von Geistes Gegenwart bereichert der Zufall die Absicht des Künstlers.
Absicht und Zufall durchdringen den Künstler im Ringen um das Gelingen.
Franz X. Scheuerer