Wenn Frank Rosemann auf fotografische Endeckungstour geht, ist er nicht einfach Fotograf. Dann ist er auch das visuelle Trüffelschwein, das den oft unbeachteten Kunstschätzen an verfallenem Mauerwerk oder verwitternden Wänden nachspürt. Nicht von ungefähr fühlt Rosemann sich dann seelenverwandt mit den klassischen Höhlenforschern. Denn die Höhlenmalerei ist für ihn die älteste Wandkunst seit Menschengedenken. Sie ist für ihn Ausgangspunkt jener zeitgenössischen Wall-Art, wie wir sie aus vielen urbanen Quartieren dieser Welt kennen.
Bei seinen fotografischen Streifzügen und Entdeckungstou- ren versteht der Künstler sich ausdrücklich nicht als Dokumentator dieser Kunst. Vielmehr geht Frank Rosemann den stark erodierten Wandbildern und Graffitis visuell auf den Grund und wird zum Entdecker bis dahin unbeachteter Bilddetails. Er konzentriert seinen Blick auf den Bildaus- schnitt und arbeitet dessen poröse und amorphe Formen und Strukturen heraus.
Unter dieser Perspektive agiert er selbst künstlerisch und gestaltet neue abstrakte Bilder. Aus einer Kombination von ursprünglichem Motiv, den eingefrästen Spuren von Erosion und Zeit sowie durch seine künstlerische Intervention entstehen Frank Rosemanns morbide Schönheiten.